Urs Jaeggi
Zur Eröffnung
Die Einladung deutet es schon an. Ich halte mich nicht an einmal Gefundenes. Kunst ist nicht nur für mich, ähnlich wie Literatur, ein offenes Feld. Scheinbar überflüssig, luxurierend. Aber es gibt sie, seit es uns gibt. Die in der Welt verstreuten Höhlenzeichungen bewahren oft genug auch heute noch eine unglaubliche Ausdruckskraft. Sie waren wohl auch für die Bewohnern notwendig.
Und heute?
Es scheint, als wären Bilder heute inzeniert als Marktartikel, immer teurer, weil gesellschaftlich prestigegebend, und vielfach an Wert gewinnen.
Dabei wissen wir: Kunstwerke existieren, weil Experten sie so nennen. Viele helfen auch immer stärker mit, Marktpreise zu beeinflussen,
Es gibt aber auch Kritiker. Octavio Paz sagt es hart: "Von Tag zu Tag wird klarer, dass das von der westlichen Zivilisation errichtete Gebäude für uns ein Gefängnis , ein blutiges Schlachthaus geworden ist. Und es könne kein Wunder sein, dass wir die Wirklichkeit in Frage stellen, und deshalb nach einem Ausweg suchen. Eigensinnig festhalten an der Illusion, mit Denken und Tun etwas verändern zu können; zum Beispiel mit Bildern. Ohne Verlangen, ohne Träume, subversives Denken und tun, ohne Kunst und Literatur unterwerfen wir uns den alltäglichen Schrecken .
Nur eben: In der Kunst fördern Experten im Kunstbetrieb Marktpreise, die den normalen, auch dem versierten Kunstliebhaber ausschliessen. Der Kunsthandel blüht. Für wenige.
Gegenexperimente? Ungewöhnlich und selten.
Hier, in dieser Ausstellung mit einer ketzerischen Idee: nicht ich und nicht der Galerist bestimmen den Wert der Bilder. Sie, als Besucher, können ihn festlegen. Ohne zu handeln, ohne Versteigerung. Nach ihrer Wertschätzung und ihren Möglichkeiten .
Ich danke, dass sie zur Vernissage gekommen sind.
Und ich danke Manfred Caprentier.
|