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Urs Jaeggi
Ausstellung "BABYLON SHADE"
ARTos, Nicosia, Zypern



WIE ES IST
     HOW IT IS

Grabstätten sind besetzt, auch wenn sie leer sind.
Das Hinzufügbare ist immer zu viel und zu wenig.
Die Räume beherbergen nicht nur Geschichtliches, sie sind auch eindrucksvoll durch die Zeit geprägt.
   Man weiß, aus welchem Jahrhundert die Grabstätte stammt.
5 Jh. vor Chr.
Man weiß nicht, welche Personen darin begraben worden sind und wann die Grabstätte ausgeräumt worden ist.
Es ist die Leere, die den Ort bestimmt. Die Nischen, Vertiefungen, Bögen, der perfekt proportionierte Raum, die Andeutung einer Wandmalerei auf verwitterten Steinblöcken.

Der Raum hat das durch das Fehlen von Sarkophagen oder Urnen den Charakter der Repräsentation verloren. Die Räume, vor und nach dem künstlerischen Eingriff, enthalten
keine Spur mehr von der anmaßenden Präsentation Verstorbener für Ewiges Kein Prunk, der sich aufbäumt gegen den Tod. Die Natur - geben wir dem uns Fremden und Nichtfremden diese Bezeichnung -, holt sich ihr Recht zurück. Das Monumentenhafte verfällt mit grausamer, aber würdiger Langsamkeit.

   Es ist die Leere, die den Tod ervoziert. Das Nichts.

Alles so lassen, wie es ist, und ändern.
Die Verwalter der Räume pflegen genau das, weil mit der Verweigerung der Repräsentation das, was sie verweigert, Kunstobjekt und historischer Ort zu sein, erst recht wahrnehmbar sind.

Wie damit umgehen?
Samuel Beckett sprach von der unüberwindbaren Dürftigkeit, seinem Traum einer Kunst, die sich verweigert, Kunst zu sein.
Mein Traum wäre, daß das, was hier hinzugefügt wird, wie selbst-verständlich in das Vorgegebene, das Schock genug ist, eingeht und es für eine Weile noch stärker zum Leuchten bringt.

babylonisch Destruiertes

Ausführung:

Die Leere wird nicht überbrückt. Die Grabstätte mag von allem möglichen sprechen. Ruhm, Ehre, Krieg und Tod. Der geopolitische Ort, die umkämpfte Insel, legt diese Deutung nahe. Die leere Grabstätte aber schweigt. Sie gibt nur preis: hier ist ein Ort des Todes.

Was ich als Eingriffe vornehme: Spuren an der Wand, Worte und Geräusche.
Beide treten, so ist es entworfen, nicht gegen das Gegebene an. Im jetzigen Zustand sind sie das,
was sie sind. Das Hinzukommende sucht ins Vorhandene zu schlüpfen, sich mit einzuhöhlen.

l. Die "Bilder" verstärken die von der Verwitterung geschaffene "Malerei". Die monochron roten Bänder sind, wie die leeren Nischen, Bögen und Ausbuchtungen, dem Verwittern und Verschwinden ausgesetzt.

II. Die Wort-Ton Komposition:
Ein DVD-Spieler spielt endlos Worte, Sätze und Musikfetzen. Musik und Worte spiegeln babylonische Zersetzungs- und Destruktionsvorgänge. Die Worte bleiben unübersetzt, weil sie wie die Musik eng mit Geräuschen verbunden bleiben und Brüche und Fugen schaffen.
Die Performance, HOW IT IS
(Wie es ist): aus Geräuschen, Tönen und Wörtern komponiert. Ein Versuch, sich in den Text des Lebens und des Todes zu weben.

Alles still

Staring vacously

it will come as before

   unanswerable

No more nature

Nature
   More then

We are blind.
Let's paß on to
something real.
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©  Urs Jaeggi  /  Website:  Universes in Universe  &  María Linares