Universes in Universe - Welten der Kunst

49. Biennale Venedig
10. Juni - 4. November 2001

Venedig / 2001 / Pavillons / Taiwan

 

 
Shu-Min Lin: Interview
Aus einem Interview von Pat Binder und Gerhard Haupt.

Meine Arbeit »Glass Ceiling« (Glasdecke) entwickle ich seit 1997. Ich zeigte sie schom im Taipei Fine Arts Museum, wo sie dreimal so groß war wie diese. Es ist eine wunderbare Erfahrung, das Werk hier auszustellen, weil das Gebäude, das Taiwan als Pavillion zugedacht wurde, ursprünglich ein Gefängnis war. Die Arbeit passt eigentlich sehr gut zu solch einem Kontext.

Die Bilder meiner Hologramme zeigen Personen aus über 40 Länder, sowohl Männer als auch Frauen aller Altersstufen (zwischen sieben und achzig Jahren).

In gewisser Weise erzeugt das Werk das boshafte Gefühl auf den Kopf oder das Gesicht von jemand zu treten. Damit konfrontiert es das Publikum mit einer Art der Negation des Anderen, die im menschlichen Verhalten sowohl auf einer physischen als auch auf einer psychischen Ebene vorkommt. Im Werk geschieht eine solche Vernichtung nicht nur, wenn man durch den Raum geht und auf die Fliesen tritt, sondern auch wenn der eigene Schatten ein Hologramm verdunkelt.

Die Realisierung solcher Hologramme ist viel komplexer als die der gewöhlichen, z.B. die auf den Kreditkarten, die man als geprägte Hologramme kennt und die in Massenproduktion entstehen. Diejenigen, die ich realisiere, sind viel komplizierter und daher so selten. Übrigens sind alle Unikate.

Um sie herzustellen, benötigt man einen Laser und eine geeignete Ausrüstung. Durch den Laser wird die Aufnahme auf eine Platte gebracht. Es ist wie bei einer CD, die Töne oder Daten speichert. Auf ähnliche Weise speichert das Hologramm die Lichtdaten auf einer mit Emulsion beschichteten Glasplatte, die in diesem Falle mit einem Sicherheitsglas gegen Kratzer geschützt ist. Wenn ein Halogenlicht dann in einem bestimmten Winkel auf die Platte fällt, erscheint das Bild wieder. Viele Leute glauben, es handle sich um eine Projektion, so als ob die Lichquelle oben ein Projektor wäre, aber das ist nicht der Fall.

Der Laserstrahl wird auf den Körper und das Gesicht der Modelle projiziert. Wenn die Strahlen auf die Oberfläche der Haut treffen, werden sie auf eine Platte zurück reflektiert, wo sie dann aufgenommen werden. Gleichzeitig wird ein weiterer Laser projiziert, den wir Referenzstrahl nennen. Wenn dann beide zusammentreffen und sich verbinden, bildet sich eine Art Raster, das Interferenzraster. So entsteht dann das Bild, das auf der Platte, wie in einem kleinen Gefängnis lauert. Wenn nun eine normale Lichtquelle darauf fällt, wird das Bild als Hologramm sichtbar.
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© Interview, Übersetzung, Fotos:
Gerhard Haupt & Pat Binder

 

 

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