Universes in Universe / Karawane / 6. Sharjah Biennale
URL: http://universes-in-universe.de/car/sharjah/2003/d-report.htm


Sharjah Biennale - Report von Universes in Universe


Als wir die fünfte Sharjah Biennale im Jahr 2001 in unseren Ausstellungskalender aufnahmen, kam es uns merkwürdig vor, dass diese nur eine Woche dauern sollte. Anfragen an die Organisatoren blieben aber unbeantwortet, genauere Informationen waren nirgendwo zu finden.

Bei der diesjährigen Biennale lief das völlig anders. Nachdem uns Kurator Peter Lewis selbst kontaktiert hatte, erhielten wir alsbald Pressematerial und konnten schon im Februar die erste Vorinformation veröffentlichen. Hoor Al Qasimi, die neue Direktorin, kümmerte sich persönlich darum, uns auf dem Laufenden zu halten. Sie ist überhaupt die treibende Kraft der Neuorientierung der Sharjah Biennale - kräftig unterstützt von ihrem Vater, Seiner Hoheit Dr. Sheikh Sultan bin Mohammed Al Qasimi, Mitglied des Obersten Rates der Vereinigten Arabischen Emirate, Herrscher von Sharjah.

Hoor Al Qasimi ist erst 23 Jahre alt und studiert in London Kunst. Sie erzählte uns, dass sie letztes Jahr tief beeindruckt von der Documenta 11 nach Hause kam und darüber nachdachte, wie der enge Horizont der heimischen Biennale zu erweitern wäre. Von ihrem Vater wurde sie ermutigt, sich selbst dafür zu engagieren. Als sie nach Auflösung des bisherigen Biennale-Komitees endlich ihren eigenen Vorstellungen Geltung verschaffen konnte, blieben noch 5 Monate Zeit für die Vorbereitung ihrer ersten Ausstellung überhaupt, wozu sie Peter Lewis aus London als Chefkurator holte.


Das Resultat konnten wir Dank der Einladung zur Teilnahme am Symposium selbst besichtigen, und es war durchaus auf dem Niveau anderer etablierter Biennalen. In unserem Report möchten wir einen Eindruck davon vermitteln.

Wir haben Antonia Carver, die in Dubai lebt (nur 20 km von Sharjah entfernt) und von daher eine Insider-Perspektive hat, um eine Einschätzung der Biennale und ihrer Rezeption in der Golfregion gebeten. Ergänzende Informationen zu einzelnen Werken sind in unserem großen Fotorundgang zu finden, in dem 71 der insgesamt 117 Teilnehmer erscheinen. Unsere Auswahl ist nicht unbedingt als Wertung zu verstehen. Einen Teil der Werke konnte wir aus technischen oder anderen Gründen nicht aufnehmen, obwohl wir sie gern gezeigt hätten. Dazu gehören einige der zahlreichen Videos.

Vor allem die vielen aus Lateinamerika stammenden Besucher unserer Website werden sich fragen, weshalb hier nicht mehr Künstler von dort erscheinen. Tatsächlich haben die Kuratoren nur einen einzigen einbezogen (Demián Flores Cortés aus Mexiko), obwohl Lateinamerika gerade zu den von ihnen gesuchten "Diskursen zwischen Ästhetik und Politik" viel zu bieten hat. Demgegenüber fällt der übermäßig große Anteil von Künstlern aus Großbritannien auf (wir zählten 22), was wohl kaum auf konzeptionelle Erwägungen der Kuratoren zurückzuführen sein dürfte...

Für die Zukunft wünscht man sich mehr Konsequenz bei der Umsetzung der selbst deklarierten Ziele. Die neue Direktorin der Biennale und ihr Kurator haben ja schon erklärt, dass sie in der Präsentation "neuer Kunstpraktiken" aus der Golfregion und dem arabischen Raum im Kontext des globalen Kunstgeschehens ein wesentliches Anliegen der Biennale sehen. Gerade darin dürfte Sharjahs größte Chance im Kampf der Kunstevents in aller Welt um die Aufmerksamkeit des internationalen Fachpublikums liegen.

 


<< zurück


©  Copyright: Universes in Universe, Gerhard Haupt & Pat Binder