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8. Biennale Havanna, 2003. Report von Universes in Universe - Welten der Kunst

Einführung
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In diesem Jahr fällt es besonders schwer, die Biennale von Havanna als reine Kunstveranstaltung zu sehen, ganz neutral, ohne den Kontext der Verhältnisse auf Kuba. Sowohl deren Vorbereitung als auch ihre internationale Wahrnehmung sind durch die Zuspitzung der politischen Situation erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden.

In den Monaten vor Beginn der 8. Biennale von Havanna kursierten vor allem Negativmeldungen: das harte Vorgehen der kubanischen Regierung gegen Oppositionelle, ihr eskalierender Konfrontationskurs gegenüber der Europäischen Union [1], die Annullierung der Sponsoringzusagen europäischer Stiftungen [2] und dann auch noch die Zensur von Texten zu Werken zweier Künstler, die daraufhin ihre Teilnahme absagten.

Den offiziellen Verlautbarungen zufolge sei diese Biennale gerettet worden, weil der kubanische Staat mit 156.000 US Dollar aus der eigenen Kasse einsprang, was das gesamte Budget gewesen sein soll. Aber selbst in Kuba hätte das für eine solche internationale Veranstaltung bei weitem nicht ausgereicht. Den größten Anteil hatten - wie schon bei den vorhergehenden Biennalen - wieder einmal die Künstler selbst zu erbringen, denn sie mussten die Kosten für die Produktion ihrer Werke, Transport, Flugticket, Aufenthalt etc. selbst tragen. Zudem wurde der Katalog von einer europäischen Institution bezahlt.

Obschon die internationale Kunstszene in diesem Jahr nicht so zahlreich in Havanna erschienen war, dürfte der Einsatz des Staates dennoch eine gute Rendite erbracht haben. Die extra zur Biennale angereisten Ausländer (nach unserer Schätzung 1.500 bis 2.000, davon weit über die Hälfte aus den USA) ließen eine hübsche Summe für Hotels, Essen etc. im Lande. Hinzu kommt, dass auch dieses Mal wieder in den Galerien und Ateliers der Stadt kubanische Kunst en masse und zu stolzen Preisen verkauft wurde.

Wie dem auch sei, die 8. Biennale von Havanna war ein wichtiges internationales Kunstereignis. Mit unserem Rundgang durch die Ausstellungen (den wir übrigens wieder selbst finanziert haben) möchten wir allen, die sie nicht sehen konnten oder wollten, sich aber dennoch dafür interessieren, anhand ausgewählter Werke einen Eindruck davon vermitteln.

Allerdings fragt man sich, wie es mit der Biennale von Havanna weitergehen soll. Zwar gab es beim Forum ein Rundtischgespräch über Biennalen an sich, aber dieser Aspekt kam dabei nicht zur Sprache. Kunst aus Afrika, Asien, Lateinamerika und der Karibik ist mittlerweile bei vielen internationalen Kunstereignissen anzutreffen, so dass diese Fokussierung - so verdienstvoll sie anfangs war - allein kein ausreichendes Konzept mehr ist. Auch die Öffnung über einen solchen geographischen Rahmen hinaus hat der diesjährigen Biennale keinen erkennbaren künstlerischen Gewinn gebracht. Für die Zukunft wäre mehr kuratoriale Stringenz oder eine tragfähigere Idee vonnöten. Aber in diesem Jahr hatten wir mehr denn je den Eindruck, dass es der Biennale - wie der Bevölkerung in Kuba überhaupt - in erster Linie ums Überleben geht...


Pat Binder und Gerhard Haupt
Herausgeber von Universes in Universe

 

Anmerkungen:

1) Nachdem im April 75 Oppositionelle zu langen Haftstrafen (bis zu 28 Jahre) und 3 Entführer einer Fähre im Schnellverfahren zur sofort vollstreckten Todesstrafe verurteilt worden waren, schickte die Europäische Union am 5. Juni eine Note an die kubanische Regierung, in der sie sich "zutiefst beunruhigt" über die Verletzung der Menschenrechte äußerte und die Freilassung der politischen Gefangen forderte. Außerdem beschloss die EU vier Punkte (siehe Wortlaut: europa.eu.int/abc/doc/off/bull/de/200306/p106025.htm).
Fidel Castro war darüber so erzürnt, dass er die Europäischen Union in der Folgezeit immer wieder scharf angriff, so z.B. in seiner Rede am 26. Juli 2003 anlässlich des 50. Jahrestages des Sturms auf die Monacada-Kaserne (siehe Wortlaut: www.cubaminrex.cu/Archivo/Presidente/2003/FC_260703.htm).

2) Der Prince Claus Fund for Culture and Development (www.princeclausfund.nl) und HIVOS (Humanist Institute for Co-operation with Developing Countries - www.hivos.nl), beide aus den Niederlanden, sowie die AFAA (Association Française d'Action Artistique - www.afaa.asso.fr). Der Prince Claus Fund hatte 90.000 US Dollar zur letzten Biennale beigesteuert, die auch von HIVOS gefördert wurde. Nach Aussage der Veranstalter brachten beide Stiftungen zusammen 70% der externen Unterstützung der 7. Biennale von Havanna auf.
Siehe die Erklärung des Prince Claus Fund zur Absage der Förderung der 8. Biennale: www.princeclausfund.nl/source_eng/news/index_2003_cuba.html.

 

 

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