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Wir arbeiten seit 5 Jahren bei Projekten in dem Bereich zusammen, den wir "urbane Kunst" nennen. Dabei gehen wir von dem Kriterium aus, Räume in der Stadt zu gestalten, ohne diesen eine andere Materialität als die im jeweiligen Raum vorhandene aufzuzwingen. Unsere Absicht besteht darin, bildnerische Ereignisse zu produzieren, die Leute anziehen und die mit der Transformation des Urbanen zu tun haben, die Aufmerksamkeit für die Ästhetik der Stadt erzeugen und ein poetisches Element beinhalten.
Im thematischen Kontext der Biennale wurden wir eingeladen, unser Projekt "Brunnen der Poesie" zu zeigen. Das ist eine immaterielle Intervention in Leuchtschrift mit der Projektion von Gedichten, die während der ganzen Nacht automatisch geschieht. Als Ort haben wir das Castillo de la Real Fuerza gewählt, weil es ein Treffpunkt der Einwohner von Havanna ist. Hier hatten wir auch die Gelegenheit, bei der Feier des 481. Jahrestages der Gründung von Havanna anwesend zu sein. Bei diesem Fest ist es üblich, 3 Runden um die Ceiba, den bei der Gründung gepflanzten Baum, zu gehen und dabei 3 Wünsche zu erbitten. In dieser Nacht vom 15. auf den 16. November waren wir mit unserem "Brunnen" an dem Ort dabei, an dem die Leute ausruhen und darauf warten, den eigezäunten Platz, an dem sich der Baum befindet, betreten zu können.
Die Texte sind Fragmente internationaler Gedichte, zu 70 bis 80 Prozent von anerkannten und weniger bekannten lateinamerikanischen Autoren, alle in Spanisch. Es sind Fragmente, die wir persönlich ausgewählt haben, weil sie uns gefallen oder weil sie in uns ein bestimmtes Gefühl oder eine Erinnerung wachrufen. Dabei sind zwar die Autoren genannt, aber nicht das Land, denn wir wollten hier die Universalität des poetischen Textes betonen und nicht der Nationalität eines jeden Autor verhaftet bleiben.
Hinsichtlich der Reaktionen des lokalen Publikums ist es etwas ganz Besonderes, dass das die Kubaner die Texte laut lesen. Es sind sogar Chöre von Leuten aus Havanna zustande gekommen, die gemeinsam dasselbe Gedicht lasen und die über die Gedanken diskutiert haben, um die es darin geht. Das Projekt wird die ganze Zeit der Biennale dauern und anschließend, wenn es gewünscht wird, könnte es permanent hierbleiben.
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Fotos: Banfi / Perl
Interview, Übersetzung: Gerhard Haupt & Pat Binder, Universes in Universe |
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