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Sheba Chhachhi - Statement
Nach einem Interview aufgeschrieben von Pat Binder und Gerhard Haupt.
Meine Arbeit heisst "Neelkanth", was "blauer Rachen" bedeutet. Das ist einer der zahlreichen Namen des Gottes Shiva. Er basiert der einer alten Geschichte, als sich die Götter von Gier geleitet entschlossen, den kosmische Ozean aufzuwühlen, um aus ihm das Elexir der Unsterblichkeit zu gewinnen. Sie wollten unsterblich sein. Für mich hat das viel mit Modernisierung und Technologie und unsem Wunsch, unsterblich zu sein, zu tun. Was die Götter im dramatischen Prozess des Aufwühlens aber tatsächlich produzierten, war Gift. Shiva hatte sich nicht daran beteiligt, sondern das nur beobachtet, und als er sah, wie die giftigen Flammen aus dem Ozean hervorstießen, wurde ihm bewusst, das dadurch das ganze Universum zerstört würde. Aus Mitgefühl und auf Grund der Geständnisse der anderen Götter, aus Gier gehandelt zu haben, öffnete er seinen Mund und verschlang das Gift. Er behielt es in seinem Rachen. Im antiken indischen Denken ist der Rachen das Zentrum der Reinigung und auch der Ort, dem das Sprechen, das Wort, entspringt.

Für mich ist heutzutage das Wort selbst vergiftet. Wir sind mit Informationen überflutet. Also sieht man in der Arbeit entkörperte Sinnesorgane, Augen, Nasen, Mund, Ohren, den Tastsinn. Jeder dieser Sinne schwebt irgendwo über dem Boden, in einer Art von Stadtlanschaft, entfremdet, überflutet mit zu viel Information. Damit möchte ich die Fragen aufwerfen, ob wir - wie in der Geschichte, in der Shiva das Gift aufnimmt und Nektar entspringen läßt - diese Informationen in Wissen verwandeln können, ob wir die Stadt in ein Mandala umwandeln können. Die Form der Arbeit basiert auf einem Mandala, sie ist nicht direkt ein solches, aber sie bezieht sich darauf.

Ich denke, die Arbeit hat verschiedene Ebenen. Wenn man sich ihr ohne das Hintergrundwissen über den Mythos nähert, wird man trotzdem Erfahrungen machen können. Du kannst die fragmentierten Sinne wahrnehmen, die Idee der Stadt und ihrer Reorganisation. Die formale Struktur hat ihre eigene Macht. Das spricht einer Sprache, die das spezifisch Kulturelle transzendiert. Aber für mich ist es sehr wichtig, daneben eine spezifische kulturelle Identität zu bewahren, weshalb ich meine Geschichte erzählte. Ich glaube, wir in Indien kenne auf Grund unseres kolonialen Erbes eine Menge europäischer Geschichten. Aber vielleicht hat es in die andere Richtung nicht genug gegeben, deswegen möchte ich die Geschichten erzählen. So beginnen wir, voneinander die Codes, Zeichen und Sprachen lernen.

© Interview, Übersetzung, Fotos:
Gerhard Haupt & Pat Binder,
Universes in Universe
Sheba Chhachhi - Detail

Sheba Chhachhi - Detail
Chhachhi - 1 Rundgang

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