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Amanda Heng - Statement
Amanda Heng Interview von Pat Binder und Gerhard Haupt.
A. Heng: "Erzählende Körper" ist ein fortlaufendes Projekt. Seit 1996 habe ich mit meiner Mutter gearbeitet. Die Idee ist, eine Verbindung zu meiner Mutter wiederherzustellen, um etwas über mich selbst herauszufinden. Selbstverständlich geht es dabei nicht nur um mich selbst. Es ist eine Auseinandersetzung mit Identität, aber in Verbindung mit vielen anderen Aspekten: unsere kulturelle Identität oder unsere nationale Identität im Hinblick auf die politischen Situation in Singapur; z.B. auch die Entwicklungen der Generation meiner Mutter und meine eigene im Sinne von Geschlechtsidentität. Die Frage lautet: wie positioniere ich mich neu als Frau in diesen neuen Land Singapur, das grundsätzlich ein Immigrantenland ist, mit Leuten aus China, Indien, usw.? Ich versuche, die Gegensätze zwischen dem traditionellen chinesischen Erbe und diese neue High-Tech-Situation in Singapur zu versöhnen und meine eigene Position dabei neu zu definieren.

In der Arbeit hier verwende ich alte, neue und rekonstruierte Fotos. Der Schwerpunkt lag in der Suche nach irgeneiner Art von Kontakt zwischen meiner Mutter und mir. Ich vergrößerte die alten Fotos als Laserprints und fotografierte sie neu, zusammen mit dem jetzigen Körper. Es gibt sehr viele verschiedene Arten von Fotos, die ich benutzt, wieder fotografiert und neu zusammengestellt habe. Der Prozess an sich ist wichtig. Es ist eine Art aktiver Prozess des Erinnerns, Wiederherstellens oder Rekonstruierens dieser Verbindungen.

Binder/Haupt: Wie ist der Bezug zur Performance? Ist sie Teil des Werkes oder ist sie unabhängig davon?

A. Heng: Sie ist ein Teil des Werkes. Wenn du mit Fotos arbeitest, seien es neue oder alte, geschieht das immer auf der bidimensionalen Ebene. Aber mit den Objekten, mit meinem Körper, ensteht eine andere Zeitdimension. Die alten Fotos gehören der Vergangenheit an, und neue Fotos stellen einen anderen Zeit-Raum dar. Und durch die Performance mit meinem realen Körper findet schließlich ein lebendiger, realer Zeitablauf statt.

Binder/Haupt: Welche Situation gibt es aus deiner Perspektive jetzt hinsichtlich der Performancekunst in Singapur? Ist sie noch so schwierig wie 1994?

A. Heng: Ja, im lokalen Kontext ist es immer noch schwer, aber es beginnt eine Öffnung. Ich denke, für die Leute ist es jetzt wichtig, darüber zu sprechen. Wir vesuchen, mehr Events zu organisieren und darüber zu diskutieren, so dass die Leute ein besseres Verständnis davon entwickeln, was Performance Kunst ist.

Binder/Haupt: Würdest du in deinem Land noch immer Probleme mit einer Performance haben, wie der, die du hier gemacht hast?

A. Heng: Ich denke, du kannst jetzt so eine Performance machen, oder einen Weg oder eine Strategie finden, um sie in einem Kunstkontext zu präsentieren, z.B. in Ausstellungen oder Events, aber du brauchst immer noch eine Genehmigung von einer Institution. Du bekommst auch keine finanzielle Unterstützung von den nationalen Förderinstitutionen. Wir versuchen, diesen falschen Eindruck zu ändern, damit wir Unterstützung für Perfromancekunst bekommen. Dafür müssen wir aber noch sehr hart arbeiten.

© Interview, Übersetzung, Fotos:
Gerhard Haupt & Pat Binder,
Universes in Universe
Amanda Heng

Amanda Heng
Heng - 1 Rundgang

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